Am vergangenen Wochenende war der Freund meiner Grossen zu Besuch. Nicht zum ersten mal, aber es war das erste mal, dass wir zusammen gegessen haben. Früher haben wir uns immer gleich draufeingelassen, mittlerweile sind wir vorsichtiger geworden und warten erstmal ab ob sich da überhaupt was entwickelt. Bis jetzt, immerhin vier Monate, sieht es wohl ganz gut aus. Er ist Zeitsoldat und - er kommt aus dem Wilden Osten!
Aus diesem Anlass ist es wohl an der Zeit meine Einstellung gegenüber der EX-DDR und ihren
Bewohnern zu prüfen. Nicht dass ich was gegen DIE hätte, persönlich kenn ich auch nicht allzuviele. Damals als ich noch im Op putzte, lernte ich eine Frau aus Rathenow kennen, die hatte dreierlei Kinder und sprach vom Lager in das man sie und die anderen gesteckt hätte. Gemeint hat sie das ehrwürdige Gebäude, welches früher das Postamt beherbergte und kurzerhand zur Auffangstation umfunktioniert wurde. Von den Eingliederungshilfen und zinslosen Krediten die gegeben wurden, hat sie Nichts gesagt. Nach der Grenzöffnung strömten wirklich Menschenmassen von Ost bis ganz tief nach Südwest. Unteranderem auch Fränk und Marlies aus Finsterwalde. Das waren die allersten die ich von "Drüben" kennenlernte. Fränk war ein Arbeitskollege vom Italiener geworden, klar dass ich die dann samt der zwei Kinder zu Weihnachten eingeladen habe. Freundschaften sind daraus allerdings nicht entstanden.
Später hab ich Synke kennengelernt, eine nette, junge Frau, die hat der Norbert in einer Kur kennengelernt und sich mit ihr befreundet. Sporadisch kommt es zu Besuchen, könnte aber ruhig etwas mehr sein. Und das war´s schon von meiner Seite. Johanna hat eine Freundin aus Leipzig gefunden, ein nettes Mädel, bei ihr ist der eine Kater untergekommen. Mehr an direktem Kontakt ist nicht. Dafür gibt es jede Menge Horrormeldungen aus der Presse.
Wenn man dem Glauben schenkt, werden drüben ohne Ende Kinder misshandelt und gekillt -
und rechtschaffene Leute von braunem Gesocks grundlos verprügelt. So stellt es sich dem naiven Leser dar. Tatsache ist aber, dass im Westen genausoviele Straftaten gegen Kinder verübt werden und die braune Suppe ist auch hier recht aktiv. Trotzdem machen solche Nachrichten was mit mir. Ich ertappe mich dabei wie ich die von "drüben" für weniger kompetent und liebenswert halte.
Mit der eventuellen Familienerweiterung finde ich, ist es Zeit, meine Ressantiments über Bord zu werfen und die trennenden Gedanken aus Kopf und Herz zu fegen.
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