17 Dezember 2007

GÄNSEHAUT...


Am Wochenende hab ich im aktuellen Stern die Geschichte der Frau aus Darry, die ihre fünf Söhne umgebracht hat, gelesen. Um Haaresbreite hätte sie eine aus unserer Bloggerfamilie sein können. Die Frage der einen oder andern, ob ich mir tatsächlich einbilde sie zu kennen weil ich einen Nickname und die e-mailadresse von ihr weiss, bekommt so eine völlig neue Bedeutung.
So wie einige von uns auch, hat diese Frau Karten gelegt, gependelt und mit den Geistern geredet. Solange, bis ihr Dämonen Antwort gaben. Und wenn ich den Recherchen Glauben schenke, dann hat sie, so wie wir auch, täglich mehrere Stunden am PC in Foren, Blogs und auf diversen Homepages verbracht. Die Ähnlichkeiten berühren mich seltsam. Ich frage mich wo sie ist, die feine Linie, zwischen Spiritualität, Esoterik und Wahn. Ob es den Wahn überhaupt gibt oder ob sie nur einfach total überfordert war und dem Druck nicht mehr standgehalten hat und keine Möglichkeit zur Flucht hatte. Vielleicht wollte sie nur endlich mal ihre Ruhe haben?

Genauso erschüttert hat mich der Tatort gestern abend. Wieder ging es um ein vernachlässigtes Kleinkind. Familien in denen nicht gesprochen wird. Seltsam leblose Protagonisten oder soll ich gleich Zombies sagen? Und noch eine Ähnlichkeit: Geisteskrankheit, die keiner zur Kenntnis nimmt und heilose Überforderung. Ist sie wirklich so, die Welt da draussen? Wird tatsächlich nix mehr gesprochen in den Familien? Ich neige dazu das zu glauben. Zu oft sah ich jetzt im Fernsehen zwar gestellte, Pseudotherapeutische Sendungen, die vorgeben den Familien zu helfen, aber dass es unzählige Familien gibt, in denen der Esstisch in der ansonsten gut und modern eingerichteten Wohnung fehlt, davon bin ich mittlerweile überzeugt. Wo führt das hin?
Wo endet das? Bis jetzt glaubte ich, dass in der Unterschicht noch gesprochen und gestritten wird und dass das gut sei. Aber so wie es aussieht verstummen auch die und bald werden wir leblose Hüllen sein die vorgeben zu leben obwohl innen schon alles abgestorben ist. An manchen Tagen graust es mich vor meiner eigenen Gattung.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich hab den Stern nicht gelesen, vielleicht hole ich das noch nach.

Sagt sie dort, warum sie die Kinder getötet hat?

Hoffnungslosigkeit kann so viel bewirken.

Leider sehen die wenigsten dass sie helfen könnten, meist sind sie hinterher aktiver als vorher, da wird dann gelästert und erzählt über die Leute was das Zeug hält, vorher hätte man helfen und abwenden können , aber nee das müssen immer nur die anderen.

Ja, vielleicht wollte sie einfach nur mal ihre Ruhe haben....

und ich denke, es gibt viele viele viele Mütter, die es verstehen können !

Wie gesagt, ich habe den Artikel noch nicht gelesen..

Anonym hat gesagt…

zum reden gehört das zuhören können und da frage ich mich, wer kann noch zuhören, ohne gleich zu werten, zu pauschalisieren, gute Rat-Schläge zu verteilen. Auch das führt zum verstummen. du sprichst die "Szene" an und genau das ist da oft der Fall nach meiner Beobachtung.

LG

silvia

Anonym hat gesagt…

Stimme Silvia zu. Zuhören und Klappe halten können doch die wenigsten. Wenn ich möchte, dass jemand mir einen Ratschlag gibt, dann sag ich das. Ansonsten bin ich froh, wenn jemand einfach nur mal zuhört.

Zum Stern Artikel kann ich nichts sagen, den Stern bekomme ich hier nur sehr schlecht und für sehr teures Geld, leider.

Sati hat gesagt…

Ich habe keine Meinung zu der Geschichte mit der Frau - aber eine zu deiner aktuell eher düsteren Wahrnehmung der Welt, Gauzi, die meines Erachtens deinem eigenen Inneren entspringt und nicht wirklich was mit irgendeinem Tatort oder auch-nicht-wahren-Zeitungsgeschichten zu tun hat:
Du erfährst die Welt so, wie du sie selbst siehst. Anders: Wie du deinen Focus ausrichtest.
Niemand zwingt dich, deine Aufmerksamkeit vorwiegend auf die negativen Ereignisse auszurichten - und all das Wunderbare, Schöne zu übersehen.
Frei nach Kästner - es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Habe auch eben eine kurze Zen-Geschichte gepostet, sie geht so: "Heute abend gibt es gute Nachrichten. Und schlechte Nachrichten. Und nun die guten Nachrichten: Sie müssen sich die schlechten Nachrichten nicht anhören."

Den Focus auf positive Schwingungen und die uns überall umgebenden Wunder auszurichten, ist keine Ignoranz oder Wegsehen. Das geht viel tiefer ans Eingemachte und beeinflusst den Gang der Welt direkt. Und das können wir alle sofort beitragen.

Schönen Gruß und einen erbaulichen Tag, Anuja

kvinna hat gesagt…

Ob es nun um positive, negative oder neutrale Fakten oder Fiktionen geht: wir nehmen die Welt immer so wahr, wie es gerade unserem Inneren entspricht.

Ein banales, aber sehr anschauliches Beispiel: du kaufst dir ein blaues Auto und plötzlich nimmst du überall um dich blaue Autos des gleichen Typs wahr. Du kriegst Kinder und plötzlich ist die (deine!) Welt voller Mütter... und dabei waren die blauen Autos und die Mütter vorher auch schon genauso da, weil alles immer da ist.

Fragt sich also, welche Brille DU gerade auf hast ;)

Sati hat gesagt…

"Ob es nun um positive, negative oder neutrale Fakten oder Fiktionen geht: wir nehmen die Welt immer so wahr, wie es gerade unserem Inneren entspricht."

Genau das sagte ich
Vielen Dank für deine unermüdliche, beharrliche und angeblich dem Sternzeichen Jungfrau zugeordnete Hartnäckigkeit und die Verbesserung meiner unpräzisen Ausdrucksweise!
Sicher hat es vor deiner Präsziserung niemand verstehen können..
Allerdings muß aus dem Satz oben m.E. dringend das Wort "Fakten", denn sowas gibt es nicht - laß mal sehen, wieviel Erbsen haben wir jetzt schon gezählt, ElCuervo ...

Scharfsichtige Grüße nach Korinth,
Anuja and the Laughing Bird, sich die Tränen aus den unbebrillten Augen wischend

der Gauzibauz hat gesagt…

Ich hab zur Szene ausser meiner Bloggerei keinerlei Kontakt. Drum kann ich das nicht beurteilen. Aber was ihr über zuhören können sagt, leuchtet mir ein und bestätigt meine Erfahrungen mit meinen Mitmenschen.

Dass ich im Moment diese Wahrnehmung habe kann auch daran liegen, dass ich jetzt TV habe. Das hatte ich zehn Jahre lang nicht. Aber den stern hab ich mit kleineren Unterbrechungen immer gelesen. Mir stechen halt die Paralellen ins Auge. Und die immer kürzeren Abstände in denen die Hiobsbotschaften kommen. Über die Gesellschaft im Gesammten mache ich mir schon Gedanken, nichts desto Trotz erkenne ich aber auch die mich umgebende Fülle und Freude.

Zu den Kindsmorden hab ich mittlerweile eine mehr oder weniger abenteuerliche Erklärung: Die Meissten Mordmütter kommen aus den ehemaligen Bundesländern. Ich glaube, dass diese frühe Trennung von Mutter und Baby zwecks Zwangshortbesuch zum grossen Teil mit dran schuld ist. Und mir hat´s gesagt, dass es mindestens zwei generationen dauert bis das wieder aus der welt ist.

der Gauzibauz hat gesagt…

Ach, und NICHT ZULETZT:
Meine Freundin Margarita kann zuhören. Damals als ich meine Familie verlassen habe (die Kinder wollten beim vater bleiben) war sie die EINZIGE, die nicht den Stab über mich gebrochen hat. Grundsätzlich, sagt sie, halte sie erst mal zu den Frauen. Das findet man nicht oft. Und vor zehn Jahren noch weniger.