ROSA...
Rosa ist schon lange tot. Sie hatte Multiple Sklerose und in einem lichten Moment, als sie die Auswegslosigkeit erkannte, hat sie sich den Fön in das Badewasser gehalten.
Zuvor hatte sie viele Jahre gegen die Krankheit gekämpft, machte Körnerdiäten, die tatsächlich den nächsten Schub hinauszögerten. Sie fertigte schöne Seidenmalereien, siehe das Tuch im oberen Bild. Als ich damals, ´79, im Krankenhaus zu arbeiten anfing, arbeitete sie noch halbtags
im Archiv, aber irgendwann konnte sie nicht mehr und wenn sie draussen spazieren wollte, musste sie mit dem elektrischen Rollstuhl vorlieb nehmen.
Eines Abends putzte ich die chirurgische Ambulanz und hörte eine weinerliche Stimme. In hohem Diskant plärrte jemand und alle diensthabenden Ärzte kamen in die gegenüberliegende innere Ambulanz um sich dann auf dem Flur vor Lachen zu schütteln. Die Patientin, die so rumschrie war - Rosa.
Sofort bin ich zu meiner mütterlichen Freundin gerannt um sie zu Rosa zu schicken, schliesslich waren die beiden sehr befreundet. Zu beruhigen war Rosa aber nicht.
Christa hatte mir dann erklärt was es mit dieser Krankheit auf sich hat. Dass den Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium die Distanz zu Vielem abhanden käme. Dass Rosa z.B. Briefe an den Bürgermeister und ihren ehemaligen Chef geschrieben und diese bedrängt hätte. Dass die Krankheit nicht nur den Körper zerstöre, sondern auch, ganz langsam, das Gehirn.
Rosa hatte vor ihrem Freitod noch ein paar Jahre die sie gemeinsam mit ihrem ebenfalls rollstuhlfahrenden Ehemann verbrachte. Ich hoffe, es waren glückliche Jahre.
8 Kommentare:
Hallo Erika!
Na klar, kommentiere ich diesen Post....
Eine sehr traurige Geschichte...
Bei "jedem" verläuft diese Krankheit anders. Sie ist auch so vielfälltig, wie die Menschen, die sie haben.
Und sollte ich irgendwann mal, vielleicht in 20 30 Jahren, "dummes Zeug" schreiben, dann hoffe doch, dass Du mich darauf hinweist. Im Moment hat sich, bis auf ein paar Muskelschwächen und nur mit Tabletten zu bekämpfenden Schmerzen, alles wieder weitestgehen regeneriert.
Liebe Grüße
GRye Owl
Hallo Erika,
ja, sehr traurige Geschichte...
ach, und dann habe ich auch noch deinen Geburtstag verpasst. Deshalb nachträglich und von ganzem Herzen, alles erdenklich Gute für dich, viel Gesundheit, Glück und Segen auf all deinen Wegen!
liebe Grüsse
Gabriela
P.S. toller Schüsselkater und auch der Goldschatz und das Flohhexentaxi...
........Oh...mit den Geburtstagswünschen schließe ich mich natürlich noch an!!
Liebe Grüße
?? Geburtstag verpasst ???
Lieben Gruß Margarita
He, mal langsam!
Zu früh gratuliert bringt Unglück!
Oje und nun?
Soll ich oder nicht? (gratulieren)
Wieso haben denn diese Ärzte gelacht?
Wußten sie nicht, was mit Rosa los ist?
Ich versteh das nicht, ist traurig...
Nein, bitte nicht gratulieren!
Erst am Freitag dem 12. September werd ich 53 Jahre.
@Sylke:Weisst du, dass Ärzte lachen ist legitim. Manchmal kamen Patienten mit den unmöglichsten Dingern an.
Aber die Rosa hat jeder! gekannt. Da hätt ich schon etwas mehr Mitgefühl
erwartet, zumal es den feststehenden Begriff "Cafe Rosa" gab, weil die Rosa trotz ihrer Behinderung mittags die Kollegen/innen zu sich ins Wohnheim einlud, wo es selbstgemachten Kuchen und Kaffee gab.
Liebe Grüsse an alle//Erika
Diese Rosa steht für so viele Menschen und gerade deswegen ist deine Geschichte, über sie, so wichtig zu lesen.
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