02 Dezember 2025

Die Würde des Menschen...

 ...ist unantastbar! Mir stellt sich die Frage, hatte ich jemals Würde? Und wann kam sie mir abhanden? Als ich ein Kind war, wurde sie mir nicht zugestanden. Aber damals war es auch nicht üblich, zumindest bei den Menschen, die am unteren Ende der gesellschaftlichen Leiter standen oder denen, die noch in der vergangenen Ideologie der Herrenmenschen verhaftet waren. Oder war es der Narzissmus in meiner Herkunftsfamilie? Vor 70 Jahren hatten die meisten Menschen ums Überleben zu kämpfen, da war kein Platz für sowas. Gut, der Krieg war 10 Jahre vorbei und das Wirtschaftswunder im Anflug, aber dort wo ich herkomme hat man kämpfen müssen, und wenns nur gegen den inneren Schweinehund war. Damit meine ich, Disziplin in allen Lebenslagen war zwingend angesagt. Und wenn man nicht funktioniert hat, wie die Gesellschaft es vorschrieb, war man untendurch.

Das ist wohl der Grund warum mein Vater unbedingt meine Mutter ehelichen musste. Ein lediges Kind war eine Schande sowie auch eine geschiedene Frau im Ansehen ganz weit unten stand. Nur die Überzeugung, dass jede Seele im Bardo sich ihren Platz auf der Erde selber aussucht, lässt mich diese Vergangenheit ertragen ohne auszurasten. Manchmal frage ich mich schon, wie blöd und ignorant gegenüber Kindern können Menschen sein? Aber vielleicht waren das auch Nachwehen vom Krieg.

Auf jeden Fall kann ich im Rückblick nicht erkennen, dass ich jemals Würde hatte oder ausstrahlte. Das mag zum Teil am fehlenden und abweisenden Vater liegen = Nichtgesehen und nicht akzeptiert sein, aber auch an meiner Oma und den Umständen. Von meiner Mutter will ich gar nicht anfangen. Meine Gegenbewegung bestand darin, alles zu akzeptieren was mir im Aussen serviert wurde. Nur um mitspielen zu dürfen, auch im übertragenen Sinn, habe ich mir alles gefallen lassen. Von damals bis heute. Aus heutiger Sicht war der Preis hoch, zu hoch wie ich meine. Den Rattenschwanz konnte ich als junge Erwachsene leider nicht erkennen und habe die Weichen falsch gestellt. Nicht nur zu meinem Nachteil, auch zum Nachteil meiner Kinder und Enkel.

Alles was ich heute tun kann, ist eine Gegenbewegung zu mehr Autonomie und Selbstakzeptanz hin. Ich bin dabei mir selber das zu geben was ich ein Leben lang vermisst habe. Wer, wenn nicht ich selber, soll mir das Fehlende zur Verfügung stellen? 


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